Donnerstag, 26. Juli 2012

Home sweet home - von zu Hause nach Hause

Hallihallo, ein letztes heisann hoppsann meinerseits!

Hier also der letzte Post - darüber wie ich hier in Deutschland angekommen bin, was ich so an Norwegen vermisse und was mir sonst gleich noch so einfällt.

Als aller erstes ein Bild von mir mit sowohl meiner deutschen als auch Norwegischen Familie:

Ich hab mich also von meiner Gastfamilie verabschiedet und war dann eine Woche lang mit meinen Eltern in Norwegen unterwegs. Wir hatten wirklich unglaubliches Glück mit dem Wetter, es war die ganze Zeit schönes Wetter und Norwegen hat sich von seiner prächtigsten Seite gezeigt. Auf diese Tour habe ich mich schon lange gefreut, weil ich endlich mal dieses ganz 'typisch' Norwegische in der Landschaft sehen wollte, also wirklich unglaublich spektakuläre Fjorde, Seen mit türkisem Wasser und wunderschöne Landschaft so weit das Auge reicht. Die Schönheit Norwegens hat uns ziemlich umgehauen, es ist einfach ein ausgesprochen tolles Land!











Tja, und jetzt sitze ich hier, hier zu Hause in Deutschland. Seit ein paar Wochen bin ich wieder hier und ich habe auch eigentlich das Gefühl mich einigermaßen gut eingelebt zu haben, aber trotzdem fühle ich mich noch nicht so richtig angekommen. Es ist schön wieder hier zu sein, endlich alle meine Freunde wiederzuhaben, aber ein Teil von mir hängt irgendwie immer noch in Norwegen. Am meisten vermisse ich so kleine alltägliche Rituale, wie zum Beispiel jeden Abend 'God natt!' zu rufen, ein 'God natt Henriette, sov godt!' zurückzubekommen und dann zu erwidern 'Sov godt!' - es war einfach jeden Abend das gleiche, das vermisse ich. Ich vermisse es auch beim Aus-dem-Haus-gehen laut 'Haaa det' zu rufen und von allen einstimmig die Antwort 'Ha det Henriette' zu bekommen, mich auf das grüne Sofa zu legen und mich mit der braunen Decke zuzudecken, im Wintergarten zu sitzen und zu lesen und beklopptes Norwegisches Radio zu hören. Ich vermisse es jeden Tag neben Elida zu sitzen, mit Selma Früchte aus dem Schulbüro zu holen und mit Julie zu lachen. Ich vermisse dass Wange-an-Wange, dass man in Norwegen sowohl zur Begrüßung als auch zum Abschied und als Dank macht. Ich vermisse es Brunost zu essen und ausschließlich Leitungswasser und Milch zu trinken. Ich vermisse   die saubere Osloer U-Bahn und die blaue Straßenbahn Nummer 12 in Richtung Kjelsås, die ich jeden Morgen und Nachmittag genommen habe. Ich vermisse auch wie Norwegen sich anhört, wie es da riecht und um mich rum nur Norwegisch zu hören. Ach und nicht zu vergessen ist 'fredagskos' (sowas wie Freitagsgemütlichkeit, man macht sich Freitag Abends halt immer einen schönen gemütlichen Abend) und 'lørdagsgodt' (Samstagssüßigkeiten).

Trotzt all diesen Dingen ist es sehr angenehm hier zu sein. Ich bin so froh, dass sich zwischen mir und meinen Freundinnen in diesem Jahr kaum was verändert hat, da bin ich echt stolz drauf. Wenn ich mit ihnen zusammen bin fühlt es sich an wie das normalste und selbstverständlichste der Welt, ist halt schon ein kleiner Unterschied ob man sich 10 Monate oder mehrere Jahre kennt. Andererseits ist das dann auch fast schon wieder unspektakulär, denn wenn man man es ein Jahr lang gewohnt ist permanent mit neuen Sachen konfrontiert zu werden und bei allen Menschen immer versucht ein bisschen vorsichtig zu sein weil man es einfach nicht riskieren will mit einem Fehler die Freundschaft zu zerstören, dann erschreckt man sich erstmal wie gewohnt hier alles für einen ist.

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich meine Gastfamilie bekommen und damit ging mein Austauschjahr so richtig los. Es war ein ganz unglaubliches Erlebnis, alleine schon so viele neue Menschen kennengelernt zu haben war es wert ein Jahr nach Norwegen zu gehen. Ich bin In Norwegen ein Stück über mich selbst hinausgewachsen und habe sehr viel gelernt - gelernt alleine und ganz ohne Panik zu fliegen, mich in einem neuen Land mit einer unbekannten Kultur und Sprache ohne meine Familie und Freunde zurechtzufinden, in einer anfangs fremden Familie zu leben und mich in dessen Familienleben einzubringen, in eine Schule zu gehen in der nur auf einer mir unverständlichen Sprache gesprochen wird, U-Bahn und Straßenbahnpläne zu lesen, auf neue Menschen zuzugehen, im Winter bei -10°C im T-Shirt draußen zu sein ohne mich zu erkälten, Langlaufen, ein bisschen Snowboarden, aufs Außenklo zu gehen, Seewasser zu trinken, neue Freundschaften zu schließen und vor allem Norwegisch zu sprechen. Ich spreche fließend Norwegisch, bekomme sogar manchmal gesagt ich hätte keinen Akzent (dann würde ich jedes mal am liebsten vor Freunde und Dankbarkeit für dieses Kompliment laut jubeln) und habe keine Probleme Norwegisch zu verstehen oder zu schreiben. Gut, da schleicht sich der ein oder andere Fehler ein, aber alles in allem klappt es super gut. Ich bin froh nach Norwegen gegangen zu sein und all diese Dinge gelernt zu haben, es war definitiv eine gute Entscheidung und ich kann's euch nur raten! Es war wirklich nicht immer einfach, am Anfang sogar ziemlich hart - vielleicht war es dann doch etwas zu früh mit 15-, aber ich hatte eine Menge Spass und tausende von wunderschönen unvergesslichen Momenten mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden in meiner zweiten Heimat Norwegen.

An dieser Stelle wünsche ich den lieben vor euch, denen das Abenteuer Norwegen noch bevorsteht ein unglaublich tolles Jahr, ganz viel Glück mit eurer Gastfamilie und viele neue Freundschaften. Lasst euch nicht unterkriegen wenn mal nicht alles klappt wie es sollte, das wird schon! Freut euch darauf in diesem atemberaubenden Land zu leben und freut euch jetzt schon mal auf eure innerlichen Triumphfeuerwerke, wenn ihr Komplimente zu eurem Norwegisch bekommt! Genießt es!

Es ist ein äußerst komisches Gefühl dass mein Austauschjahr in Norwegen vorbei ist, als Austauschschüler lebt man irgendwie die ganze Zeit in einem Rausch, aber man denkt nie darüber nach, was passiert wenn das alles vorbei ist, denn das Ende ist etwas so unrealistisches, dass man es einfach nicht wirklich begreifen und realisieren kann bevor es auf einmal direkt vor dir steht. Deshalb fällt es mir auch zum Beispiel sehr schwer meinen derzeitigen Wohnort bei facebook wieder umzuändern, weil ich es einfach irgendwie noch nicht wahr haben will. Aber ich werde hoffentlich schon bald wieder nach Norwegen fahren, denn in einem Monat machen wir ein Klassentreffen an Simens Geburtstag.
Und wer weiß, vielleicht mache ich ja auch mal eine Weltreise - nach Norwegen, Finnland, Österreich, Schweiz, USA, Mexico, Brasilien, Taiwan, Thailand, Italien und Australien, um alle die ich in diesem Jahr kennengelernt habe wiederzusehen.

Mir fällt es grade total schwer hier ein Ende zu finden, ich spiele sogar schon mit dem Gedanken bald wieder einen Blog zu führen, vielleicht sogar auf Norwegisch. Aber jetzt mach ich hier mal 'nen Punkt und sag noch einmal: Ein riesenfettes Dankeschön an alle die mich während dieses Jahres unterstützt haben und meinen Blog gelesen haben, ihr seit auch ein Teil meines Norwegenautausches.

So, jetzt ist aber Schluss, hier noch ein allerletztes

Hilsen,
Henriette 


& aus die Maus.